Die Installation des Künstlers Michael Ehlers stellt die langsame, ewig-zyklische Kraft der Natur der immer kürzer werdenden Halbwertszeit von technischen Utopien gegenüber. Das Beispiel Luftschiff zeigt: Was immer wir für Visionen für die Zukunft entwickeln, wir können sicher sein: Über kurz oder lang holt sich die Natur das zurück, was der Mensch glaubt, ihr abgerungen zu haben. Ehlers Luftschiff-Installation macht diesen Prozess der Rückeroberung sichtbar, nachvollziehbar. Wie in einem Zeitraffer wird die komplexe geometrische Tragstruktur eines Luftschiffes im Laufe einer einzigen Wachstumsperiode - Frühjahr, Sommer, Herbst - von schnellwachsenden Kletterpflanzen weitgehend überlagert.
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass nicht nur technische sondern auch gesellschaftspolitische Utopien eine Halbwertszeit, ein Verfallsdatum haben. Manche unserer Entwürfe einer "besseren Zukunft" verändern sich langsam aber merklich unter dem Druck der Realität, andere verdunsten schnell und spurlos in der Zeit. Das entbindet uns aber keinesfalls der Aufgabe, immer wieder neu über eine lebenswerte Zukunft für uns und unsere Kinder nachzudenken und für unsere Vorstellungen die richtigen Worte, Begrifflichkeiten und Bilder zu finden. Vor allem das hat nämlich eine Chance auf Verwirklichung, was wir klar und stark denken, fühlen, formulieren und imaginieren können.
Die Installation "Das letzte Luftschiff" möchte die Besucher inspirieren zu einer Auseinandersetzung mit den eigenen Vorstellungen von Zukunft, zum Austausch von Ideen und zu lebendigen Gesprächen über neue Utopien.